U3 feiert ersten Geburtstag
geschrieben von: Gleistreff - Redaktion ()
Datum: 14. Juni 2009 15:26

Am 14. Juni 2009 jährt sich die offizielle Inbetriebnahme der Linie U3 (Gustav-Adolf-Straße – Maxfeld) mit Deutschlands erster vollautomatischer U-Bahn zum ersten Mal. Anlass für die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg, eine erfreuliche Bilanz zu ziehen: Die automatische U-Bahn-Linie U3 hat sich bewährt und das Nürnberger Verkehrsangebot noch einmal deutlich verbessert. An einem durchschnittlichen Werktag nutzen rund 43.000 Fahrgäste die neue Linie, das summiert sich im ersten Betriebsjahr auf 13 Millionen Fahrgäste. „Das kann sich sehen lassen, vor allem angesichts der Tatsache, dass es sich bisher um eine Rumpflinie mit lediglich drei neuen Bahnhöfen handelt“, zeigt sich Dr. Rainer Müller, Vorstand Markt und Technik der VAG, anlässlich des Jahrestags zufrieden. „Vor allem freuen wir uns, dass unsere Fahrgäste die neue U-Bahn vom ersten Tag an ohne Scheu genutzt und uns auch ein paar kleinere Störungen verziehen haben, die anfangs bei einem so komplexen System unvermeidlich sind“, bilanziert er weiter.
In Sachen Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Fahrkomfort ist die U3 Klassenprimus. Von Anfang an fielen kaum Fahrten aus, und es kam selten zu Verspätungen. Im Hintergrund arbeiten Siemens und die VAG gleichwohl an einer weiteren Optimierung des Systems mit dem Fokus auf die betrieblichen Abläufe. „Hier wird auch die derzeit anstehende Automatisierung der U2 nochmals Erleichterung bringen“, weiß Rainer Müller. „Der Mischbetrieb mit den fahrergesteuerten U-Bahnen ist eine der beiden Weltneuheiten des Systems, die wir bisher sehr gut gemeistert haben. Aber sicherlich ist diese Betriebsform Tag für Tag eine neue Herausforderung“.
„Die U3 ist völlige Normalität geworden“, freut sich auch Andreas May, VAG-Projektleiter für die automatische U-Bahn. „Sie wird von den Fahrgästen, wie von uns erhofft, intensiv genutzt und ist allgemein akzeptiert.“ Das haben auch Haushaltsbefragungen im Rahmen von Qualitätskontrollen bestätigt.
Auch die U2 bald automatisch
„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ heißt es gemeinhin im Fußball und ähnlich verhält es sich mit technischen Projekten: Unmittelbar im Anschluss an die Inbetriebnahme der neuen automatischen U-Bahn-Linie U3 haben die VAG und die Siemens AG als Generalunternehmen begonnen, die bestehende U-Bahn-Linie U2 (Röthenbach – Flughafen) zu automatisieren. Wie schon bei der Automatisierung der neuen U-Bahn-Linie U3 beschreiten beide Unternehmen hier Neuland. Die U3 ist Deutschlands erste vollautomatisierte U-Bahn-Linie, die sich zudem im Mischbetrieb mit einer konventionellen Linie einen gemeinsamen Streckenabschnitt teilt. Die U2 ist die erste konventionelle U-Bahn-Linie weltweit, die unter rollendem Rad, also ohne Betriebsunterbrechung, für den automatischen Fahrgastbetrieb umgerüstet wird.
Bereits seit Anfang August 2008 rollen die neuen U-Bahn-Züge der Baureihe DT3 jede Woche bis zu fünf Nächte von 1.00 bis 4.00 Uhr im Testbetrieb zwischen den U-Bahnhöfen Röthenbach und Flughafen. Seit Ostern 2009 sind die Testzüge teilweise auch in den Nebenverkehrszeiten und damit für die Fahrgäste sichtbar unterwegs.
Die Züge befahren inzwischen die komplette Strecke der U2 im Automatikbetrieb. Dabei wird überprüft, ob sie an jedem Punkt des Netzes die notwendigen und richtigen Informationen erhalten und gewünschten Aktionen ausführen. Es werden wiederum Funktionstests mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und in verschiedenen Situationen durchgeführt. Da nach der vollständigen Umstellung der U2 auf Automatikbetrieb Ende 2009 geplant ist, überwiegend mit Kurzzügen zu fahren, werden jetzt verstärkt das Kuppeln und Entkuppeln sowie das Wenden und Abstellen der Züge erprobt.
Ausgezeichnetes Projekt
Inzwischen ist das Projekt mehrfach ausgezeichnet worden. Bereits 2006 war es ein ausgewählter Ort in Horst Köhlers Land der Ideen, im Februar 2008 zierte es den Faschingsorden des Festausschusses der Nürnberger Fastnacht, Ende 2008 heimste es den Design-Award der Railway Interior Expo in Amsterdam für die „Safety / Accessibility Innovation of the Year“ ein und im Januar 2009 wurde es mit einer Silberurkunde des Innovationspreises der Deutschen Wirtschaft ausgezeichnet. „Für uns waren all diese Auszeichnungen eine besondere Ehre, und ob man es nun glaubt oder nicht, vor allem auch der Fastnachtsorden hat uns große Freude bereitet – zeigte er doch zum ersten Mal ganz deutlich, wie sehr sich die unterschiedlichsten Gesellschaftsgruppen in Nürnberg mit dem neuen System auseinandergesetzt und wie sehr sie ihm entgegengefiebert haben. Denn: Diesen Orden bekommen immer Projekte, die das moderne Nürnberg symbolisieren“, freut sich Rainer Müller über die Ehrungen.
Video im Internet
Für all diejenigen, die mehr über die automatische U-Bahn erfahren wollen, hat die VAG unter www.vag.de ein Video eingestellt, in dem eine Moderatorin die Besucher mit unterschiedlichen Aspekten des neuen U-Bahn-Systems vertraut macht. Bei einem Quiz kann auch gleich das eigene Wissen getestet werden. Unter www.rubin-nuernberg.de hält die VAG detaillierte Informationen zur Realisierung einer automatisierten U-Bahn in Nürnberg für diejenigen bereit, die technisch tiefer einsteigen wollen.
Projekt sorgt für weltweites Interesse
Weltweit ist die Nürnberger U3 die erste automatische U-Bahn-Linie, die im Mischbetrieb mit konventionell vom Fahrer gesteuerten Zügen fährt. Dies ist gerade für andere U-Bahn-Städte auf der Welt von besonderem Interesse. Ebenso die Tatsache, dass der Betrieb auf der U2 während der gesamten Umstellung weiterläuft. Städte wie Helsinki, Paris und Hongkong haben teilweise bereits selbst eine Automatisierung bestehender Linien beschlossen und verfolgen deshalb das Nürnberger Projekt aufmerksam. Andere Städte, wie Amsterdam, stehen vor der Entscheidung und holen sich bei der VAG Rat. Gerade erst fand ein Branchentreffen in Nürnberg statt, bei dem sich 40 Nahverkehrsexperten unter anderem aus Moskau, Paris, Madrid, Mailand, Amsterdam, London, Brüssel und Hongkong über die Herausforderungen bei der Automatisierung von bereits bestehenden U-Bahn-Linien austauschten.
Detailinformationen zum Projekt
Die VAG hat am 14. Juni 2008 deutschlandweit die erste vollautomatische U-Bahn auf die Strecke gebracht. Sie verkehrt auf der neuen U-Bahn-Linie U3 zwischen dem U-Bahnhof Maxfeld im Norden und der Station Gustav-Adolf-Straße im Südwesten der Stadt. In Phase 1 nutzt die automatische U-Bahn dabei im sogenannten Mischbetrieb teilweise das Streckennetz und sechs Bahnhöfe der bereits bestehenden U-Bahn-Linie U2. Das ist weltweit eine Besonderheit. In Phase 2 wird seit der Eröffnung der U3 auch die gesamte U2 (Röthenbach – Flughafen) unter rollendem Rad, also bei laufendem Betrieb, auf automatischen Betrieb umgestellt. Der Automatikbetrieb ermöglicht es der VAG, die Züge bedarfsgerecht einzusetzen. Bei großem Fahrgastaufkommen ist es nach der Umstellung der U2 auf Automatikbetrieb beispielsweise möglich, auf der Strecke Rathenauplatz bis Rothenburger Straße einen engen Takt von bis zu 100 Sekunden anzubieten. So könen die Wartezeiten für die Kunden reduziert und zudem mehr Fahrgäste befördert werden.
Zur Finanzierung des Projektes, das im ersten Bauabschnitt insgesamt rund 325 Millionen Euro kostet, tragen im Wesentlichen der Bund, der Freistaat Bayern, die Stadt Nürnberg und die VAG bei. Wird die U3, wie geplant, von Gebersdorf im Südwesten der Stadt zum Nordwestring gebaut, fallen insgesamt 110 Millionen für die Automatisierung an, 140 Millionen Euro für die Beschaffung von dann insgesamt 37 Doppeltriebwagen DT3 und 360 Millionen Euro für den Strecken- und Bahnhofsbau. Die U3 kostet damit im Endausbau, inklusive Automatisierung der U2, rund 610 Millionen Euro.
Wenngleich die Investitionskosten höher sind, bringt die vollautomatische U-Bahn der VAG und der Stadt Nürnberg als Aufgabenträgerin des öffentlichen Personennahverkehrs niedrigere Betriebskosten als eine konventionell vom Fahrer gesteuerte U-Bahn. Automatisch gesteuerte Fahrzeuge verbrauchen durch optimierte Beschleunigungs-, Fahr- und Bremsvorgänge weniger Energie. Die Wendezeiten sind deutlich kürzer und die Fahrzeuge können jederzeit nachfrageorientiert einsetzen. Für den Betrieb der U3 müssen darüber hinaus keine neuen Fahrer eingestellt werden. Dies bringt eine deutliche Entlastung beim größten Ausgabenblock im Betrieb – den Personalkosten.
Fahrer, die durch die Automatisierung der U2 nicht mehr zum Steuern der Züge benötigt werden, wurden als Servicepersonal qualifiziert und stehen nun verstärkt Fahrgästen als Ansprechpartner auf der Strecke zur Verfügung. Dies dürfte sich auch positiv auf das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrgäste auswirken. Die Mitarbeiter des neuen Kunden und Systemservice sind darüber hinaus bei Störungen vor Ort, beheben diese oder organisieren weitere Hilfe. Sie können zudem die Fahrzeuge über das Notfahrpult steuern.

Quelle: VAG-Presseinformation



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.06.09 15:26.

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