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U2 und U3: VAG entschuldigt sich für Störungen am Montag – Erläuterungen zur Pannenserie
geschrieben von: Gleistreff - Redaktion ()
Datum: 13. Januar 2010 08:39

„Wir entschuldigen uns bei unseren Fahrgästen für die Pannenserie, die wir gestern auf den U-Bahn-Linien U2 und U3 hatten. Es war eine Serie, wie wir sie so schon sehr sehr lange nicht mehr hatten. Es bestand aber zu keiner Zeit ein Sicherheitsrisiko für die Fahrgäste. Alle automatischen Züge haben letztlich richtig reagiert. Sie blieben stehen“, eröffnete Dr. Rainer Müller, Technischer Vorstand der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg das Pressegespräch, zu dem die VAG die Medien ins Hochhaus am Plärrer eingeladen hatte, um die gestrigen Ereignisse zu erläutern.

„Wir hatten insbesondere in den Wochen vor Weihnachten immer wieder größere und kleinere Störungen“, fuhr Müller fort, „die wir in dieser Form seit Beginn des automatischen Betriebes nicht kennen. Die Ursachen für die Störungen sind ganz verschieden. Teils sind es technische Ursachen, teils beeinflusst das Verhalten der Fahrgäste den Betrieb. Jede Störung, die wir haben, wird exakt analysiert. Es werden die notwendigen Maßnahmen getroffen. Wir nutzen zudem alle Störungen für die Schulung der Mitarbeiter, um so die Qualifikation hoch zu halten und um auf jede Störungssituation noch besser vorbereitet zu sein.“
Die Chronologie der Störungen am 11. Januar

Nachdem der Schüler- und Berufsverkehr gestern Morgen sehr gut gelaufen war, verursachte eine Taube im U-Bahnhof Wöhrder Wiese die erste Störung. Das Tier löste um 9.41 Uhr das Bahnsteigsicherungssystem am stadteinwärtigen Gleis aus. Problem: Exakt in diesem Augenblick nahm ein DT3 Fahrt Richtung Hauptbahnhof auf. Er wurde umgehend vom System eingebremst, insgesamt eine völlig korrekte und aus Sicherheitsgründen beabsichtigte Reaktion.

Erhält ein Zug eine derartige Zwangsbremse, so kann diese von der Leitstelle aus nicht zurück gesetzt werden. Die Disponenten der Leitstelle schickten deshalb einen Mitarbeiter des Kunden- und Systemservice (KUSS) vor Ort. Derzeit sind pro Schicht zwölf KUSS-Mitarbeiter im Einsatz, um bei Störungen schnellstmöglich vor Ort eingreifen zu können. Bis der KUSS-Mitarbeiter vor Ort war und das Problem behoben hatte, vergingen gleichwohl fünf Minuten. Während dieser Zeit stauten sich hinter dem Zug weitere automatische Bahnen, von denen drei ebenfalls am Bahnsteiganfang eingebremst wurden. Alle eingebremsten Züge mussten von Mitarbeitern besetzt werden. Werden sie ein, zwei Stationen im manuellen Betrieb von einem Fahrer gesteuert, so erhalten die Züge wieder Datentelegramme und können damit auch wieder in den automatischen Betrieb übergeben werden.

Erschwert wurde diese Phase der Wiederinbetriebnahme, die sowohl von den Mitarbeitern der Leitstelle wie auch den KUSS-Mitarbeitern höchste Konzentration erfordert, durch die Tatsache, dass ein Fahrgast am U-Bahnhof Rothenburger Straße einen weiteren DT3 durch das Ziehen der Fahrgastnotbremse still setzte. Es gab für diese Handlung keinen Grund. In jedem Fall erschwerte der Vorgang die Störungsbehebung.

Mit Nachwehen zogen sich somit die Ereignisse bis etwa 11.30 Uhr hin. Dann waren alle Züge wieder im richtigen Takt unterwegs. Während der heißen Phase der Störung kam es auf den U-Bahn-Linien U2 und U3 zu Zugausfällen, zunächst Richtung Röthenbach bzw. Gustav-Adolf-Straße, dann aber auch Richtung Flughafen bzw. Maxfeld.

„Eine U-Bahn-Linie mit ihren einzelnen Fahrzeugen ist mit einer Perlenkette vergleichbar. Zunächst gibt es noch Spiel, aber irgendwann stehen die Züge mit dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand an den Bahnhöfen oder im Falle der automatischen U-Bahn auch im Tunnel. Unser Problem ist im Regelfall nicht die einzelne Störung, das bekommen wir in den Griff, ohne dass es den Kunden groß auffällt. Probleme haben wir, wenn sich mehrere Störungen überlagern und so eine Kettenreaktion auslösen“, fasst Konrad Schmidt, Betriebsleiter der VAG, die Ursachenanalyse für die Störung am Vormittag zusammen.

Auch am Nachmittag kam es zu einer Verkettung und Überlagerung einzelner Ereignisse. In diesem Fall aber mit erheblich ernsteren Ursachen und extremen Auswirkungen. Um 16.02 Uhr stand am Hauptbahnhof ein Zug der U2 Richtung Röthenbach, der ein Problem mit der Türspaltüberwachung hatte. Dieses konnte von der Leitstelle aus nicht behoben werden, ein KUSS-Mitarbeiter hatte das Problem aber binnen zehn Minuten im Griff. Er fuhr den Zug dann im manuellen Betrieb bis Röthenbach.

Da die Züge zu dieser Zeit auf der Linie U2 im Vier-Minuten-Takt unterwegs sind und die Fahrgastzahlen gerade auf der U2 wegen des Schulschlusses in den Beruflichen Schulen im Bereich Rennweg, Schoppershof nach oben gehen, kam es wiederholt zu Problemen bei der Abfertigung einzelner Züge. Immer wieder mussten Türschließvorgänge wiederholt werden. In jedem Fall kam es auf der U2 und U3 zu Verzögerungen. Ein DT3, der am U-Bahnhof Maxfeld bereits gestartet war, musste im Tunnel Richtung Rathenauplatz ca. zehn Minuten warten, damit zwei Züge der U2, die Richtung Röthenbach unterwegs waren, passieren konnten.

Dann kam es zum letztlich fürs Gesamtsystem verhängnisvollen Schritt eines Fahrgastes, der im DT3 im Tunnel saß. Nachdem er sich bereits mehrfach über Notruf gemeldet hatte und von der Leitstelle aufgefordert war, Vernunft zu zeigen und nicht im Tunnel auszusteigen, entriegelte er schließlich die Tür und verließ den U-Bahn-Zug. Daraufhin musste die gesamte Stromversorgung der U-Bahn im Innenstadtbereich abgeschaltet werden, um den Mann nicht zu gefährden. Erst als klar war, dass der Fahrgast den U-Bahn-Tunnel verlassen hatte, konnte die Leitstelle wieder daran denken, den Betrieb aufzunehmen. Sie musste zunächst vorsichtshalber noch Prüffahrten mit Zügen auf dem Nordast der U3 und auf der U2 in beiden Fahrtrichtungen durchführen. Diese Fahrten erfolgen mit deutlich verminderter Geschwindigkeit, nämlich mit Tempo 30, so dass im Notfall noch angehalten werden kann.

Leider, in diesem Fall ist wirklich von einer unglücklichen Verkettung zu sprechen, kam es dann bei der Überführungsfahrt des notentriegelten DT3 in die Abstellanlage am Hauptbahnhof zu einem weiteren Problem. Der Zug konnte dort nicht ordnungsgemäß stillgesetzt werden und unterbrach die Stromversorgung der U2 und U3 im gesamten Innenstadtbereich.

Bis diese wieder aufgenommen werden konnte, war es 17.35 Uhr. Dann konnte die Leitstelle mit dem „Aufräumen“ beginnen, sprich nach und nach die Züge auf den U-Bahn-Linien U2 und U3 wieder in Betrieb nehmen.
Konsequenzen

Auch wenn inzwischen klar ist, was im einzelnen an Ereignissen geschehen ist, wird die VAG diese nochmals exakt beleuchten und auch zusammen mit Siemens überlegen, welche Maßnahmen ergriffen werden können. Die VAG wird in den nächsten Tagen und Wochen die Präsenz des Personals vor Ort nochmals erhöhen. Sie wird zudem die Mitarbeiter der Leitstelle und des Kunden- und Systemservice erneut in der Störungsbehebung trainieren und dafür immer auch die aktuellen Störungen heranziehen.

Die VAG wird auch weiterhin die Fahrgastinformation während Störungen im Auge behalten. Gestern fiel zu allem Übel die Möglichkeit weg, auf der gesamten U2 über Lautsprecher Durchsagen an die Fahrgäste zu machen. Leider kamen auch nicht in allen Zügen die Durchsagen an.

Der Betrieb heute, am Dienstag läuft gut. Zum Abschluss des Pressegespräches bat Dr. Rainer Müller die anwesenden Journalisten und Fahrgäste, dem automatischen U-Bahn-System eine Chance zu geben. Es lief seit der Betriebsaufnahme am 15. Juni 2008 sehr gut und überzeugend und auch die Inbetriebnahmephase des automatischen Systems ab 28. September 2009 auf der U2 lief gut und mehr als zufriedenstellend. Der Betrieb und die Leistungsfähigkeit, so Müller, seien mehr als akzeptabel. Es sei immer klar gewesen, dass es in den nächsten Wochen und Monaten noch genügend Arbeit für Siemens und die VAG gäbe.

Quelle: VAG-Presseinformation

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